Skip to content

Neugründung des Triathlon Team Lausitz e.V.

Das Sport machen hat sich unter Corona-Bedingungen stark verändert. Das Vereinsleben wurde eingeschränkt bzw. auf unbestimmte Zeit komplett ausgesetzt. Pandemiebedingt blieb es deshalb in den letzten Monaten auch eher ruhig um die erst vor wenigen Monaten neu formierte Triathlonabteilung des Ostsächsischen Schwimmvereins Kamenz e. V. (kurz: OSSV). Für umso mehr Überraschung und Nachrichtenwert sorgte deshalb Anfang Februar 2021 die Meldung im Internet, dass die Lausitz um einen Sportverein reicher geworden ist: das Triathlon Team Lausitz e.V. (kurz: TTL).

Während etwa professionelle Sportvereine in der Pandemie um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen, wagt man in Ostsachsen einen Neubeginn. Am 14.12.2020 wurde in Kamenz bzw. in den digitalen Räumen und Sphären des Internets zwischen Niesky und Weixdorf ein eigenständiger Triathlonverein ins Leben gerufen. Es ist eine „gemischte Gruppe unterschiedlicher SportlerInnen“, die durch ihre Leidenschaft, dem Triathlon, verbunden ist“, heißt es auf der Webseite. Die Mitglieder wollen „neue Wege gehen, etwas Neues aufbauen“ und gemeinsam den Triathlonsport in „ihrer Heimat, der Lausitz, voranbringen“.

Es mag auf den ersten Blick verwundern, fand man doch jahrelang unter dem großen Dachverein des OSSV Platz. „Leider kam es zwischen den TriathletInnen und dem OSSV in den letzten Monaten zu immer häufiger auseinandergehenden Ansichten.“ Insbesondere die unterschiedliche Vorstellung von Vereinsführung und -leben, die Annahme von parteilichen Spendengeldern, die zukünftige Investition in die eigene Nachwuchsarbeit und das Bekanntmachen der Lausitz im Bundesgebiet lies Zweifel aufkommen. Bei näherer Betrachtung erscheint daher eine Neugründung und die „eigenständige Umsetzung der Interessen“, wie es der Erste Vorsitzende (Jo)Hannes Erdmann formuliert, nur folgerichtig.

Der Mensch liebt es vereint zu sein, auch wenn das während der Pandemie schwieriger denn je ist. Der Mensch liebt es, unter Gleichgesinnten zu sein und seine begrenzte Lebenszeit wenigstens nach eigenem Gusto zu gestalten. Denn schon längst ist bekannt, dass Vereine nicht nur Trainingsort und Freizeitfüller, sondern auch sozialer Anlaufpunkt, Beratungsstelle oder für manche/n auch eine Art „zweites Zuhause“ sind, wobei das bei TriathletInnen von vornherein eher naturbelassener ausfallen dürfte.

Man spürt deutlich, dass frischer Wind weht. Allein die Webpräsenz ist in ehrenamtlicher Arbeit professionell und tagesaktuell (verantwortet durch Lukas Seifert); die gängigen Social-Media-Kanäle und Online-Plattformen werden durch junge Vereinsmitglieder gekonnt und interessant bespielt (Leitung: Liese Hoffmann). Auch auf Geschlechterparität wird Wert gelegt. Mit Jule Hoffmann ist nicht nur eine junge Erwachsene, sondern auch eine Frau an der (Co-)Spitze des Vereins zu finden. Leider sind die Frauen und Mädchen noch in der Unterzahl. Dennoch. „Wir ziehen alle an einem Strang. Es gibt keine Hierarchie. Jede/r bringt sich bei uns mit dem jeweiligen Talent ein. Jung und Alt lenken gemeinsam die Geschicke unseres Vereins“, betont Erdmann.

Gestandene TriathletInnen trainieren Seit an Seit und auf Augenhöhe mit den Jungen. Ambitioniertere SportlerInnen und Profis (Markus Thomschke und Sebastian Guhr) geben ihr Wissen gern an HobbysportlerInnen weiter. Die berühmten „alten Hasen“ unterstützen ohne Eigennutz; so auch André Jost als Finanzvorstand, Jörg Guhr als sportlicher Leiter und Sven Kunath als Rechnungsprüfer. „Wir sind eine wirklich nette Truppe – jede/r bringt sich nach seinen/ihren finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten und Ressourcen ein. Jede/r unterstützt wie man kann und worauf man Lust hat“, schätzt der Vorsitzende dankbar ein.

Die Leitbilder des neuen Vereins, die sehr präsent und gezielt gewählt wurden, sind nicht minder große humanistische Ideale, aber keineswegs weltfremd – im Gegenteil. Die Mitglieder des TTL setzen sich für ein weltoffenes, (meinungs-)vielfältiges, mitmenschliches und tolerantes Miteinander ein. Sie verpflichten sich zu „Teamgeist, Respekt, Leidenschaft und vor allem auch Fairness“. Jede an Triathlon interessierte Person ist in ihren Reihen willkommen: „Wir freuen uns über aktive SportlerInnen (männlich/weiblich/divers) genauso wie über jede Unterstützung, die wir als junger Verein erhalten können – sei es materiell, finanziell oder logistisch.

Dass dieses Engagement, vor allem auch in der ländlichen Region, unbezahlbar und überaus wichtig ist, hat inzwischen auch die Bundespolitik erkannt. Schon vor Beginn der „Corona“-Pandemie sollte das zivilgesellschaftliche Engagement stärker betont und gedankt werden. Viele Vereine und Organisationen werden allein durch das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder getragen. Laut Mario Schulz von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die im März 2020 einberufen wurde, sind diese „der Kitt unserer Gesellschaft“.

Erdmann betont, dass dieser Verein TriathletInnen aus „unserer Heimat, der Lausitz, zusammenbringen will, um das Potenzial, welches in unserer Region steckt, besser auszuschöpfen. Jede/r SportlerIn ist bei uns willkommen, denn der Spaß am Sport steht absolut im Vordergrund.“ Diesen Spirit wollen sie sowohl im gemeinsamen Training als auch bei (über-)regionalen Wettkämpfen, im Ligabetrieb und der/die ein oder andere auch bei den Weltmeisterschaften auf Hawaii leben. Man darf auf diesen Verein gespannt sein, denn wenn das Vereinsleben wieder so richtig anrollen wird, sind die Frauen und Männer des Triathlon Team Lausitz sofort startklar.

Laura Schlichting

veröffentlicht im Mitteilungsblatt am 13. März 2021

(https://archiv.wittich.de/epapers/2549/2021/4/html5forpc.html)