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Einmal auf den Mount Everest und zurück

Um Abwechslung in den Wettkampfbetrieb zu bringen stehen bei mir auch mal Hindernisläufe, Trail- oder Backyard Ultras auf dem Plan.

Einer dieser besonderen Wettkämpfe fand am vergangenen Wochenende statt: der 19. Treppenmarathon in Radebeul. Dabei mussten die 396 Stufen der bekannten Spitzhaustreppe in Radebeul wieder und wieder bezwungen werden.

Bereits im letzten Jahr startete ich hier in der Halbdistanz „Annapurna“, bewältigte 50 Runden in unter acht Stunden und sicherte mir überraschend den 1. Platz. Durch diesen Sieg war ich jedoch nur noch für die Langdistanz „Mount Everest“ startberechtigt; dabei verdoppelte sich die Rundenanzahl auf 100. Man überwindet, wie der Name verrät, 8.848 Höhenmeter und legt bergauf wie bergab jeweils einen Marathon zurück.

Ich hatte mich gut auf diese extreme körperliche wie auch mentale Belastung vorbereitet. So absolvierte ich mehrere höhenmeterlastige Trail-Longruns, Intervalle am Kamenzer Hutberg standen auf dem Plan und natürlich wurde auch direkt an der Spitzhaustreppe trainiert. Als Belastungstest diente dann 1 Woche vorher der Zittauer Gebirgslauf (52 km mit 1500 Höhenmetern).

Der Herausforderung stellten sich in diesem Jahr insgesamt 41 Männer und 17 Frauen. Pünktlich 16:00 Uhr, bei bestem Laufwetter, ging es dann endlich los. Ziel waren 5,5 Runden pro Stunde und alle 25 Runden eine Pause von 1h und somit ein Finish in ca. 21h. In der Euphorie und von Anfeuerungsrufen der Zuschauer beflügelt startete ich viel schneller als geplant mit 7 Runden pro Stunde. Trotz dessen fühlten sich die Beine gut an und somit stand die erste Pause erst nach 33 Runden – gegen 21:00 Uhr – an. Essen, Massage und ein kurzer Powernap auf dem mitgebrachten Liegestuhl – und 30 Minuten später ging es wieder auf die Piste.

22:00 Uhr wurde es dann voller auf der Treppe: die Athleten der Halbdistanz reihten sich ein. Nichtsdestotrotz blieb es jederzeit fair; den schnelleren Athleten wurde immer Platz gewährt und so konnte jeder sein Tempo laufen.

Ab Runde 45 meldeten sich dann immer öfter die Oberschenkel und die psychische Belastung stieg durch die Dunkelheit und zunehmend kälter werdende Luft. Die zweite Pause legte ich nach 67 Runden gegen 3:45 Uhr ein und bejubelte zusammen mit meinen Laufbuddy Luis seinen Sieg über die Halbdistanz. Er pulverisierte den bisherigen Streckenrekord mit einer unglaublichen Zeit von 5:42h.

Nach dem kurzen Break fiel jetzt das Laufen immer schwerer; vor allem bergab brannten die Oberschenkel nun dauerhaft. Die Knie wollten auch nicht mehr so richtig. Ab jetzt hieß es „Beißen“. Ich konnte mich trotzdem während des letzten Drittels noch von Platz 9 auf Platz 6 vorarbeiten und überquerte zusammen mit Luis, der mich auf der letzten Runde begleitete, nach 18 Stunden und 12 Minuten die Ziellinie (knapp 3h nach dem Sieger). Erschöpft aber überglücklich nahm ich von Ulf, einem der Organisatoren dieser außergewöhnlichen Laufveranstaltung, die Finisher-Medaille in Empfang.

Nach zwei Stunden Schlaf feuerte ich dann noch bis zum Schluss die anderen Läufer an. Die Unterstützung der Zuschauer hatte mich extrem gepusht; das wollte ich an die anderen Athleten weitergeben. Die Stimmung an der Strecke war bis zum offiziellen Finish 16:00 überragend.

Im nächsten Jahr heißt es dann die Grenzen jenseits der 100 Runden auszutesten. Der Rekord liegt bei 156. Schaun ma mal 😉

Jetzt beginnt aber erstmal die Triathlon Saison und es gilt mit den TTL erneut das Podium der Landesliga zu erreichen.

(Gregor Braun)