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Ironman 70.3 Gdynia

Zuerst ein kurzer geographischer Exkurs: Wo liegt eigentlich Gdynia?

– polnische Ostseeküste, Danziger Bucht

– Metropolregion Gdynia, Sopot, Danzig mit ca. 750.000 Einwohnern

Für meine Premiere auf der Halbdistanz habe ich mir den Ironman 70.3 Poland in Gdynia ausgesucht. Mit dem Schwimmen von 1,9km in der Ostsee, 90km Radfahren im hügeligen Kaschubien und dem anschließendem Halbmarathon durch die City von Gdynia waren die Rahmenbedingungen abgesteckt.

Am Donnerstag, dem 05.08.2021 war es soweit. Nach intensiver Vorbereitung, in welcher mich mein Trainingsbuddy und Coach Markus gefordert und in Form gebracht hat, begann die Anreise an die polnische Ostsee.

Freitag und Samstag standen im Zeichen von Streckencheck, Akklimatisierung, Radcheckin, Online-Racebriefing (gern auch nach Corona) und Visualisierung des Wettkampfes und der Wege im Wechselgarten. Matchpläne und Rennsituationen wurden bereits in der Vorbereitung ausführlich diskutiert und abgesprochen. Kurz zusammengefasst: Voll Gas von Beginn an – „Du musst hier auf niemanden warten!“ 😉

Der Startschuss erfolgte 6:05Uhr kurz nach den Pro-Startfeldern. So hieß es bereits 3:30Uhr aufstehen, mehr oder weniger Frühstück, 5:00Uhr Einrichten und letzter Check der Wechselzone und schließlich warmlaufen, einschwimmen und Start in Form des Rolling Starts. Das heißt im Abstand von 10s starten 10 Athleten gleichzeitig ins Wasser.

Uns erwartete ein stürmischer morgen mit pünktlich ab 6:00Uhr einsetzendem Regen und hohem Wellengang. Richtungsbojen waren so nur sehr schwer sichtbar. Als Luise- und Hallen-/Freibad-Schwimmer fühlte es sich bei bis zu 1m hohen Wellen wie auf hoher See oder Schleudergang der Waschmaschine an. Da die Bedingungen für alle gleich sind, hieß es durchkämpfen und das beste rausholen. Gemeinsam mit einem ukrainischen Athleten bahnten wir uns den Weg durch die Wellen und sammelten nach und nach zurückfallende Profis ein. Aufgrund der hohen Wellen haben wir mit Sicherheit nicht die optimale Linie gefunden, sodass wir durch die absichernden Rettungsschwimmer immer wieder auf Kurs gebracht wurden. Nach 1,5km kurz vorm Hafeneingang holten wir das Hauptfeld der Profi Frauen ein. Mit diesem motivierenden Schub verließ ich nach etwas mehr als 26min das Wasser.

Nach einem schnellen Wechsel ging es aufs Rad. Das nasse Kopfsteinpflaster am Ausgang der Wechselzone und die tiefen Pfützen auf den ersten Metern waren Zeichen genug, mit Kopf und kontrollierter Attacke loszufahren. Nasse Straßenmarkierungen, Fußgängerüberwege und viele Kurven nötigten Steuerkunst und auch einiges an Fahrgefühl ab. Nach einem Kilometer dann ein zischendes Geräusch – kam es von mir? Glücklicherweise dichtete die Tubelessmilch direkt ab, sodass ich nach kurzem Schreck und mit ca. 3bar Restluftdruck den Fokus wieder ganz aufs Rennen richten konnte. Im Moment redete ich mir die Sache auch schön, weniger Luftdruck soll ja bei Regen auch nicht ganz verkehrt sein. 😉 Es hieß Matchplan umsetzen, nicht überziehen, aber kontrollierte Attacke. Vorbei an den nächsten Profis, konnte ich eine 5er-Gruppe mit der ersten Frau einholen. Kaschubien heißt kleine Straßen, kurze Anstiege und rauer Asphalt. Genau diesen Streckenabschnitt habe ich mir am Vortag speziell noch einmal angesehen. Die perfekten Voraussetzungen um im Regen zu attackieren. Also direkt vorbei und den eigenen Rhythmus weiterfahren. Zwischen Kilometer 60 und 80 gab es nicht viel mehr als Wasser aus allen Richtungen, schlafende Streckenposten im Auto und verlassene Ortschaften. Die letzten Kilometer zurück nach Gdynia verflogen durch eine lange Abfahrt und den Abschnitt durch den Industriehafen wie im Flug. Mit etwas zu viel Risiko in der letzten Kurve vor der Wechselzone kam auch ich, ähnlich wie der Zweitplatzierte Profiathlet aus Schweden, Kallin, nicht unbeschadet davon. Mit ein paar Schürfwunden, einer Oberschenkelprellung und ca. 20s Zeitverlust ging es vom Rad, virtuell in der Top3 Gruppe der Profis ( Radzeit 2:09:32h).

Gemeinsam mit dem ungarischen Kurzdistanzprofitriathleten Bence Lehmann (First Out of the Water) ging es auf die Laufstrecke. Es hieß für mich durchbeißen und das Rennen vernünftig und gut ins Ziel bringen. Nach 4:06:53h konnte ich mir als Gesamt 15. (inklusive der Profis) den Sieg in der Gesamtwertung aller AK-Athleten sichern. Lucy Hall sicherte sich den Sieg bei den Profi-Frauen und James Teagle bei den Männern.

Ich bin absolut glücklich mit und dankbar für den Rennverlauf. Gleichermaßen freue ich mich auch auf die noch anstehenden Ziele mit unserem Triathlon Team Lausitz in der Regionalliga.

Zum Schluss noch eine kurze Bemerkung, wer von euch eine top organsierte Ironman-70.3 Veranstaltung in Reichweite der Lausitz, mit sportbegeisterter polnischer Bevölkerung und anschließendem Urlaub sucht, diesen kann ich die Halbdistanz in Gdynia nur empfehlen.

Die Region um Gdynia mit der alten Hansestadt Danzig ist aber auch abseits des Triathlons eine Reise wert!

Fotos: Ironman Poland, Maratomania.pl, privat