Was macht man mit einem Jahr, in dem man lange die Beine still halten musste wegen Ermüdungsbruch und dann nur einen Bruchteil der Wettkampfzeit nutzen konnte. Genau, man streicht mal wieder ein großes To-Do von der eigenen Bucketliste. Kleine und große Ziele, die ich, so lange die körperliche Fitness so da ist und der Körper es mitmacht, gern noch abhaken möchte.
Nachdem Kumpel Peter Lehmann und ich vor ein paar Jahren den Ultramarathon über 70km hinter uns gebracht hatten, wollte ich dieses Mal das dreistellige Ergebnis – 100km standen auf dem Plan. Strecke wurde kurzerhand mit Komoot zurechtgezupft und dann stand der Oktober mit knapp 450km voll im Lauffokus. Etliche lange Läufe, um die Basis für dieses Unterfangen zu legen.
Der 9. November wird mir mit sehr vielen Emotionen in Erinnerung bleiben. Aufregung vor dem Start, Unsicherheit währenddessen, zum Teil größere Schmerzen durch Krämpfe an allen möglichen Körperregionen, übergroße Erleichterung, Stolz und Freude beim Erreichen des Ziels.
Start war kurz nach 6:30 Uhr – perfekte Flachowsky-Trainingszeit. Zu Beginn gab es noch einen kleinen Sprühregen, der uns aber nicht aufhielt vom Start. Uns, das waren ich und meine 3 Radbegleiter, die mich den größten Teil der Strecke begleiteten, verpflegten und bei Laune hielten. Nach etwa 10min war der Regen auch Geschichte und die ersten Kilometer verliefen ereignislos. Größtenteils durch Wälder und Felder, ab und an größere Straßen querend oder auch den einen oder anderen kleinen Ort, kam nach etwa 26km das erste Zwischenziel in Aussicht – Burg Stolpen. Oben angekommen, gab es eine kurze Fotopause und weiter ging es auch schon. In Richtung Neustadt und dann hinunter durch die Wälder ins Polenztal. Da wurde es mal bisschen Trailig und man durfte auch mal etwas klettern. Ab dem Polenztal fingen dann die ersten Schmerzen in den Oberschenkeln an. Bei km 50 gab es nochmal eine kleine Pause, bei der ich erste Zweifel hatte, ob das alles so klappen wird. Eine Cola später und wieder ein paar Kilometer in den Beinen, verflog die erste Dizzyness im Kopf und es lief erstmal wieder. Die Schmerzen in den Oberschenkeln wurden aber größer und ich begann sowohl jede Erhebung rauf oder auch runter zu gehen, um die Beine etwas zu entlasten. Ab Bad Schandau war das Ziel ja „quasi“ in Griffweite und es ging „nur noch“ die Elbe runter. Die Schritte wurden schwerer, die Beine verhärteten sich und die Gehpausen häufiger. Meine Radbegleiter wechselten dann Richtung Pirna durch aber der Support blieb gleich hervorragend. Auch Robin als Mitläufer hatte ich dann hinzugewonnen.






Jedes wieder „los laufen“ nach einer Gehpause wurde schwieriger. Es fing an in den Waden, dem Rücken- und auch in den Füßen zu krampfen. 10km vor Schluss war es dann soweit. Es war kein Laufen mehr möglich, ich wechselte in den Wandermodus. Aber das Ziel fest im Blick. Ob jetzt noch 1 oder halt noch 2h, das war mir jetzt ziemlich egal. Aber auch da blieb der Support bestehen. Als die Kreuzkirche, den Start- und Endpunkt der Runde, in Sicht kam und so nur noch wenige Hundert Meter übrig waren, brachen die Dämme und die Tränen konnte ich vor Glück und Erleichterung nicht zurück halten. Aber egal, geschafft. Mit einem Schrei stoppte ich die Uhr. Denn was nicht auf Strava ist, ist nicht passiert. 😉


Die Unterstützung, die ich dabei von einigen erhalten habe, bin ich unendlich dankbar. Und auch wenn es die letzten 10km nur wandernd voran ging, die 💯 km habe ich geschafft und damit neue Motivation fürs kommende Jahr ✌️💪
