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Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Die TriathletInnen des Ostsächsischen Schwimmvereins Kamenz (OSSV Kamenz) möchten auch in der neuen Saison 2020 ihre Vorreiterrolle in der Region festigen und setzen sich mit der Anmeldung einer Regionalliga-Mannschaft neue Ziele.

Der Triathlonsport ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Immer mehr Frauen und Männer suchen die sportliche Herausforderung und verbringen viele Wochenstunden damit, ihre Trainingspläne umzusetzen und sämtlichen Wetterlagen zu trotzen, um ein oftmals hartes Schwimm-, Rad- und Laufpensum – neben häufig voller Erwerbstätigkeit – zu absolvieren.

Diesen Trend und eine stets steigende Zahl an HobbysportlerInnen kann auch der OSSV verzeichnen. Die hiesigen AthletInnen kommen aus der ganzen Lausitz – von Niesky bis Dresden. Es erscheint daher nur folgerichtig, dieses große Potenzial an TriathletInnen aus der Region zu bündeln und ein attraktives Angebot innerhalb des OSSV sowohl für bereits Erfahrene als auch Neulinge zu schaffen. „Uns ist es wichtig, die große Anzahl an EinzelkämpferInnen innerhalb einer Mannschaft zu vereinen, um so auch voneinander zu profitieren“, bestätigt Lukas Seifert, der an der Etablierung mitwirkt. Insbesondere auch die Nachwuchsarbeit und die generationsübergreifende Zusammenarbeit, wie es bereits bei dem Aufbau des Regionalliga-Teams der Fall ist, soll noch stärker fokussiert werden.

Die Triathlonsparte des OSSV hat mittlerweile einen überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht. So ist der „Kindertriathlon“ im Bischheimer Bad nicht mehr aus der Szene wegzudenken und bietet für die Jüngsten schon beste Möglichkeit, Wettkampfluft zu schnuppern. Der „Swim & Run“ in Häslich am Steinbruch „Luise“ sowie der „Bergduathlon“, der aus dem Blütenlauf Kamenz hervorging, sind sicherlich die Aushängeschilder des Vereins. Der OSSV ist zudem dank sehr ambitionierter EinzelstarterInnen, die sich für den legendärsten aller Ironmans auf Hawaii qualifiziert haben und die somit Interesse aufsichziehen (Stefan Flachowsky, André Jost,  Bernd Klopsch, Sven Kunath, Romy Stotz, Kathrin Weiß-Hantsche) regelmäßig medial vertreten. Dass man außerdem auch gleich zwei Profis in seinen Reihen verbuchen kann (Sebastian Guhr und Markus Thomschke), ist ein weiteres I-Tüpfelchen.

Neben der Landesliga-Mannschaft, die erstmals von Bernd Klopsch, Cornelia Mohr und Torsten Müller geleitet wird und die damit Frank Oehl als verdienstvollen, langjährigen Koordinator ablösen, geht nun das Regionalliga-Team unter dem Namen „ewag Team OSSV Kamenz“ an den Start. Aufgrund der jahrelangen Dominanz in der Landesliga, dem damit verbundenen Aufstiegsrecht und dem großen Engagement einiger SportlerInnen ist es zu verdanken, dass diese Lizenz nun für die höhere Liga eingelöst werden kann. Das war zwar schon einmal der Fall als die KamenzerInnen in den Jahren 2011 bis 2013 in der Regionalliga an den Start gingen, allerdings waren die sportlichen Strukturen sowie der Ligabetrieb noch gänzlich anders aufgeteilt und im Vergleich zur heutigen Klassifizierung doch sehr unterschiedlich. Obwohl man den Gedanken nur aus dem „Dornröschenschlaf“ aufwecken musste, kann man von einer „Neugründung“ sprechen, da viel Neues aufgebaut und angepasst werden musste.

Als Markus Thomschke diese Idee gehört hat, freute er sich sehr. Der gemeinsam mit Lukas Seifert letzte Saison noch für die 2. Bundesligamannschaft des Triathlonverein Dresden startende Profi, musste nicht lang überlegen und gab Kamenz den Vorrang: „Ich freue mich, Teil des Teams zu sein und werde alles dafür geben, um vordere Platzierungen zu holen.“ Auch den Nachwuchs sollte es freuen, denn das zeichnet zusätzlich den OSSV aus: erfolgreiche JungsportlerInnen, die trotz Studiums in der Ferne, ihrem Heimatverein treu bleiben und die Möglichkeit bekommen, mit sehr ambitionierten AthletInnen an den Start zu gehen. Denn obwohl Triathlon viel Eigeninitiative erfordert und einen noch größere eigene, intrinsische Motivation, so zählt im Ligabetrieb hauptsächlich der Teamgedanke – und der ist vorhanden.

Im Vergleich zu bisherigen Landesliga-Starts ist also damit zu rechnen, dass das sportliche Niveau steigen wird. Die Aufteilung wer, wo und wann startet, folgt dabei pragmatischen Regeln: Leistung, Geschlecht und Zeit. Denn während in der Landesliga „mixed teams“, also Männer und Frauen in einem Team starten dürfen, ist die Lizenz für die Regionalliga-Ost für Kamenz eine (noch) reine Männersache. Zudem fordern unterschiedliche Formate, das heißt verschiedene Streckenlängen, Trainingsanpassungen. Persönliche Ziele müssen also mit dem Team-Gedanken und dem Terminkalender abgestimmt werden. Und nicht zuletzt gibt es da auch familiäre Verpflichtungen, die man unter einen Hut bekommen muss.

Voller Freude blickt man auf die neue Saison. Das Training hat bei manch einem/einer nie gänzlich aufgehört und die ersten Trainingslager sind bereits absolviert. Auch wenn die Wegstrecken zu den Veranstaltungsorten nach Thüringen und Brandenburg etwas länger werden, so wird dies nicht als Nachteil gelistet. Zeit für „Teambuilding“ und Horizonterweiterung. „Von jeder Stadt und jedem ausrichtenden Verein kann man immer andere Sachen lernen und evtl. selbst bei uns implementieren. Außerdem freut man sich, wenn man mittlerweile bekannte Gesichter wiedersieht“, so Mitinitiator André Jost. Ein bisschen Sorgenfalten gibt es in Bezug auf den Covid-19-Virus. Wie und ob überhaupt sich das auf die Saison ausüben wird, weiß keiner. Mann bleibt aber positiv. Keine/r will den „Corona-Virus“; in Kamenz hat man schon den „Kona-Virus“. (Kona ist der Austragungsort der Ironman-Weltmeisterschaft. Nur eine begrenzte Zahl an AthletInnen, die sich vorher dafür qualifiziert haben, dürfen teilnehmen und um den WM-Titel kämpfen.)

Ein so intensiver Sport wie Triathlon bedarf stetiger finanzieller wie materieller Ressourcen. Dank neu gewonnener Sponsoren aus dem Kamenzer und Radeberger Umland gibt es neue Wettkampfanzüge für alle – ein positives Zeichen für das Team und die Region.

Laura Schlichting

veröffentlicht am 21.03.2020 im Mitteilungsblatt Ausgaben Kamenz, Pulsnitz und Radeberg